Stadtpfarrkirche St. Martin Rötz

 

Stadtpfarrkirche St. Martin Rötz

Im Zentrum von Rötz erhebt sich direkt am Marktplatz auf einer großzügigen Granitterrasse der imposante Bau der Stadtpfarrkirche St. Martin. Es wird angenommen, dass in Rötz schon in karolingischer Zeit, etwa im Jahr 900 ein Martinskirchlein stand. Dem vermuteten hölzernen Gebäude folgte ein romanischer Steinbau. Wie der 1401 errichtete gotische Vorläufer der heutigen Kirche ausgesehen haben mag, zeigt ein Stich von Merian aus dem Jahr 1644. Diese Kirche überstand die zahlreichen Feuersbrünste scheinbar ohne nennenswerten Schaden. Beim großen Stadtbrand von 1840 jedoch fiel sie zum größten Teil den Flammen zum Opfer. Bei der Wiederherstellung des Gotteshauses zwischen 1840 und 1851 wurde das Langhaus im neuromanischen Stil neu errichtet und mit dem teilweise erhaltenen Presbyterium und dem ehemaligen Stadtturm verbunden. 1920 ging der Stadtturm an die Kirchenstiftung über.

Der Innenraum wurde seither öfters umgestaltet und restauriert. So wurde die Kirche bereits wieder um 1888 renoviert und ebenso in den zwanziger Jahren des neuen Jahrhunderts. In den 1950-iger Jahren wurde die Kirche in ihrer Inneneinrichtung komplett verändert. Den letzten großen Wandel erfuhr der Sakralbau vor dem 9. November 2008. Den liturgischen Bedürfnissen entsprechend wurde das Innere der Kirche umgestaltet, das Gotteshaus von Grund auf renoviert und der Altarraum näher zum Volk geführt. Der helle Kirchenraum wurde durch Künstler Tobias Kammerer aus Rottweil in zeitgemäßem Stil farbig gefasst und neu gegliedert. Das Gotteshaus erhielt von Bildhauer Alfred Böschl aus Adlhausen einen neuen Volksaltar, Ambo, Taufstelle, Sedilien und Vortragekreuz. Die vorhandenen Seitenaltäre wurden dem neuen Stil angepasst. Prächtig wirkt nach wie vor die Figurengruppe des heiligen Martin mit Pferd und Bettler obererhalb des Hochaltars, über allem das sehr eindrucksvolle Kreuz mit Christus. Die heutige, im Zusammenspiel sehr modern wirkende Ausstattung stammt zum Großteil von Bildhauer Karl Mauermann aus den Jahren nach 1953. Links und rechts im Kirchenschiff befinden sich die fast lebensgroßen Heiligenfiguren von Nikolaus von der Flüe, Elisabeth von Thüringen, Christophorus, Mutter Anna, Antonius von Padua, Margareta von Antiochien, Bruder Konrad von Parzham-Altötting und Notburga von Rattenberg. Die St. Martinskirche verfügt über eine Muttergottes aus dem 17. Jahrhundert und über eine Auferstandenen-Figur aus dem 18. Jahrhundert, welche kunsthistorisch am Wertvollsten gelten. Weiter gibt es eine Herz-Jesu-Figur und eine neuere Josefstatue. Die Kirche beherbergt das Missionskreuz  von 1957 (heute ohne Kreuzbalken) und ein Relief, das Christus mit einem Soldaten zeigt, zur Erinnerung für die in den Weltkriegen gefallenen Rötzer Männer. In der Kirche hängt ein Kreuzweg mit 14 Stationen aus der Wiederaufbauzeit im Jahr 1854. Besonders auffällig ist das Chorbogengemälde mit dem Motiv des Jüngsten Gerichts. Bei seiner Entstehung im Jahr 1921 standen dafür Rötzer Bürger Modell. Heute zeigt sich das imposante Wandgemälde in einem zusammenführenden blauen Farbbogen gefasst. Bemerkenswert ist auch die Kassettendecke aus Holz mit den sichtbaren Verschraubungen des hängenden Dachstuhls. Die Orgel stammt aus 1958 von der Orgelbauanstalt Michael Weise Plattling. Sie weist ein großzügiges Prospekt auf, hat zwei Manuale und ein Pedal und über 30 Register.