Kirche St. Salvator zur Schmerzhaften Mutter Gottes von Rötz

 

Kirche St. Salvator zur Schmerzhaften Mutter Gottes von Rötz

An der Südostecke des Friedhofs, mit ihrem Eingang direkt an der Böhmerstraße gelegen, befindet sich das Bauwerk der Kirche zu "Sankt Salvator" mit dem Beinamen "Zur Schmerzhaften Mutter Gottes". Die Drangsale des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748) mögen ebenso wie die schlimmen Pestjahre (1742/43) die eigentliche Ursache dafür gewesen sein, dass die Bürgerschaft von Rötz im Jahre 1749 den Neubau der Salvatorkirche gelobte. In den folgenden Jahren (1750-1754) nahm das Werk durch Baumeister Diller von Amberg Gestalt an. Man nimmt an, dass die Ausschmückung des Innenraums eine Schöpfung des Malers Johann Georg Merz aus Neunburg vorm Wald ist. Bei der Kirche handelt es sich um einen giebelständigen Saalbau mit eingezogenem Chor, abgewalmtem Satteldach, Dachreiter mit Zwiebelhaube und Putzrahmungen, erbaut in spätbarockem Stil. Auf dem jetzigen Standort direkt neben dem „draußeren“ Pfarrfriedhof befand sich bereits im 16. Jahrhundert eine Friedhofskapelle. „Sankt Salvator“ wird auch als Pestkirche, „s’Kircherl“ und als Friedhofskirche bezeichnet.

1804 drohte ihr der Abriss, konnte aber verhindert werden. Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Kirche in einem sehr schlechten Zustand. Dem streitbaren und energischen Geistlichen Stadtpfarrer Michael Baumann war es zu verdanken, dass das Gotteshaus dann 1863 und 1864 einer grundlegenden Innenrenovierung unterzogen wurde. Weitere umfangreiche Instandsetzungen erfolgten 1954 und 1962/63. Eine komplette Restauration wurde um 1993 durchgeführt. Heute präsentiert sich Kirche mit seiner herrlichen Ausstattung als ein wahres „Schmuckkästchen“, wie Weihbischof Vinzenz Guggenberger das Heiligtum bezeichnete.

Auf dem Hochaltar von 1754 finden sich ausschließlich plastische Arbeiten von hoher Qualität, umrahmt von barocken Säulen und Verblendungen. Den Mittelpunkt des Altars bildet die Figur der Schmerzhaften Mutter Gottes, eine Pieta aus dem Jahre 1672. Sie stammt aus Ungarn. Umgeben ist das Gnadenbild von Engeln mit den Leiden-Christi-Werkzeugen in den Händen, die sich auch im Deckenfresko des Altarraums wiederfinden. Die Wolke wird von zwei schwebenden Engeln getragen. Zu dem Bild fanden früher Wallfahrten statt.

Zur weiteren Ausstattung des Presbyteriums gehören die beiden farbigen Herz Jesu und Herz Marien-Glasfenster, die Statuen des Hl. Wolfgang und Johannes des Täufers sowie der Pestheiligen Sebastian und Rochus. Im Altarraum sind insgesamt 16 Zunft- oder Prangerstangen zu sehen, die früher einmal in der Stadtpfarrkirche standen. Auf verschieden geschweiften Stangen mit kleinen Sockeln stehen Schnitzfiguren. Die Figuren stellen Bischöfe, verschiedenen Heilige und auch Engel dar, die jeweils einer Zunft zugeordnet werden – so zum Beispiel St. Paulus für die Schuster, St. Johannes für die Brauer oder St. Nepomuk für die Zimmerer. In zwei verzierten Mauernischen befindet sich ein Votivschatz u.a. mit menschlichen Körperteil-Votiven. In einer Vertiefung neben der Kanzel hängen einige Votivbilder, darunter vier Hinterglasbilder der Winklarner Schule. Diese und etliche Votivkerzen zeugen von der bis in die heutige Zeit reichende Verehrung des Gnadenbilds durch die Gläubigen und von Gebetserhörungen.

Der Kirchenraum beherbergt zwei Seitenaltäre, die den beiden Heiligen Wendelin und Johannes von Nepomuk geweiht sind, eine Kanzel und ein großes Wandkreuz. In einer Wandnische im Hauptschiff befindet sich die bedeutsame Holzplastik des „Schulterwunden Christus“. An den Mauern gibt es einige Epitaphe, so z.B. von den Stifterfamilien von Stein und Horneck sowie am Ausgang eine alte Weihwassersäule und ein kunstreicher Opferstock.

Bemerkenswert in der Kirche sind die Gewölbefresken, die im Presbyterium die Verherrlichung des Kreuzes zeigen. An der Decke des Hauptschiffs ist ein sogenanntes „Pestlager“ dargestellt, es sind Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten der damaligen Zeit und dem Spruch „Die in Tränen aussäen, werden in Freuden ernten“. Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie der Hl. Augustinus und die Hl. Margareta runden das Bildprogramm der Fresken ab.

Eine Besonderheit sind die inneren Wangen des Kirchengestühls, die mit Motiven der Evolution ausgestattet wurden Sie zeigen zwölf in Holz geschnitzte Bilder von bedrohten Tierarten und dem Menschen. Die Reihenfolge baut sich in der Kirche von hinten nach vorne biologisch auf, von den unteren Lebewesen bis zur sogenannten Krone der Schöpfung: Flussperlenmuschel, Krebs, Bachforelle, Hirschkäfer, Feuersalamander, Frosch, Eisvogel, Kauz, Fledermaus, Haselmaus, Fischotter, Adam und Eva.

Auf der Empore befindet sich eine kleine Orgel aus dem Jahre 1902, die aus der Pfarrkirche in Hiltersried stammt. An die Brüstung ist die Hl. Cäcilia gemalt.